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SCHWÄBISCH HALL


27. SEPTEMBER 2014

Eine Stadt mit Bausparkassen“, „Von Schwäbisch Hall kenne ich nur die Bausparkasse“. So oder ähnlich hören sich die Antworten an auf die Frage: „Kennen Sie Schwäbisch Hall?“. In der Tat war es die gleich­namige Bausparkasse, die Schwäbisch Hall zur deutschlandweiten Be­kannt­schaft gebracht hat. Weniger bekannt ist, dass die Stadt außerordentlich sehenswert ist und eine beeindruckende Altstadt aufweisen kann.


Schwäbisch Hall (1802–1934 offiziell nur Hall – wie bis heute umgangssprachlich) ist eine Stadt im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs etwa 37 km östlich von Heilbronn und 60 km nordöstlich von Stuttgart. Sie ist der Kreissitz und die größte Stadt des Landkreises Schwäbisch Hall und bildet ein Mittelzentrum in der Region Heilbronn-Franken.



Am Anfang war das Salz. Denn reich wurde die Stadt durch Salz, das „Weiße Gold des Mit­tel­alters“. Eine keltische Saline, in der mittels Erhitzen des salzhaltigen Grundwassers Salz ge­won­nen wur­de, ist für das 5. bis 1. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen. Auch das mittel­al­ter­li­che Schwä­bisch Hall verdankt sein Entstehen höchstwahrscheinlich der Salzquelle.


Das barocke Rathaus


Die Salzgewinnung war bis in das 19. Jahrhundert wirtschaftliche Grundlage der Stadt, nicht nur für die Salzsieder selbst, sondern auch für zahlreiche Handwerker, Taglöhner, Fuhr­leu­te und Händler der Stadt. Gewonnen wurde das Salz im Haal (heute Haalplatz) durch das Er­hitzen des aus dem Haalbrunnen geschöpften, salzhaltigen Wassers ("Sole") in Eisenpfannen, die in den Siedehütten standen. Im 18. Jahrhundert setzte der reichsstädtische Rat gegen den Wi­der­stand der Sieder technische Verbesserungen durch, mit denen der Ertrag der Saline von 20.000 auf etwa 80.000 Zentner pro Jahr gesteigert werden konnte.


Am Markt


Die Altstadt von Schwäbisch Hall ist eine der schönsten historischen Altstädte Deutsch­lands. Hier wird Geschichte auf Schritt und Tritt lebendig. So ist heute der Tourismus ein wich­tiger Wirtschaftsfaktor der Stadt. Die Alt­stadt mit seiner teilweise erhaltener Stadt­mauer, den zahlreichen Türmen, über­dach­ten Holz­brücken und Treppen, sowie mit seinen fast unverändert erhalten ge­blie­be­nen mittelalterlichen Gassen bietet ein beeindruckendes, geschlossenes Stadt­bild.


Schwäbisch Hall

Die Altstadt blieb im Zweiten Weltkrieg von Kriegsschäden weitgehend verschont. Nur das Rathaus wurde bei einem ame­rikanischen Jagdbomberangriff am Vormittag des 16. April 1945 von Brandbomben getroffen.


Die Dächer von Schwaebisch Hall


Der im Jahr 1509 von dem Hal­ler Kir­chen­baumeister Konrad Schal­ler errichtete Fisch­brun­nen auf dem Marktplatz vor der Kirche St. Michael ist der letzte noch erhaltene Kas­ten­brunnen in Schwäbisch Hall. Seinen Namen verdankt er der Tatsache, dass auf dem Platz früher Fische verkauft wurden. 1586 erhielt er einen neuen An­strich. 1620 wurde er über­holt und bekam einen Gitteraufsatz. 1720 wurde der gusseiserne Kasten des Brunnens gefertigt. Bei einer Renovierung vor 1907 wurden die Steinplatten über­ar­bei­tet. 1960 wurden sie ersetzt, die Originale befinden sich heu­te im Hällisch-Fränkischen Mu­seum. Der eigentliche, recht­eck­ige Brunnenkasten selbst befindet sich vor einer Mauer für eine Terrasse, in die drei Steinreliefs eingearbeitet sind. Sie zeigen dreimal das Motiv eines Kampfes gegen ein Ungeheuer: St. Michael bekämpft den Drachen, St. Georg den Lindwurm und Simson den Löwen. Die Wasserröhren kommen jeweils aus dem Maul der Bestie.


Der Fischbrunnen (Teilansicht)


Die Michaelskirche thront mit ihrer berühmten Treppe majestätisch über dem Marktplatz. Sie wurde 1156, im Jahr nach der Kaiserkrönung des Staufers Friedrich Barbarossa, vom Bischof von Würzburg geweiht. Aus dieser Zeit stehen nur noch die vier untersten Geschosse des romanischen Westturms mit der Vorhalle. Im 15. Jahrhundert wurde die dreischiffige romanische Basilika durch eine gotische Hallenkirche mit Rundsäulen ersetzt.


In der St. Michaels-Kirche

1573 wurde der Turm durch zwei achtseitige Turmgeschosse mit Kuppeldach und Glockenlaterne erhöht. Herausragende Werke der spätgotischen Kunst im Innern der Kirche sind der große niederländische Passionsaltar im Chor (um 1460), das überlebensgroße Kruzifix des Ulmer Bildhauers Michel Erhart (signiert und datiert 1494), die filigrane Steinmetzarbeit des figurenreichen Sakramentshauses von etwa 1438 und das Heilige Grab mit seinen eindrucksvollen Trauergestalten (1455-56).


Führung in der St. Michaels-Kirche

Ins Auge fallen neben weiteren Altären und Gemälden auch die zahlreichen Personendenkmale aus 500 Jahren. Sie dokumentieren Frömmigkeit, Reichtum und Kunstsinnigkeit der führenden Familien der alten Salzsiederstadt.


Kreuzigungsszene


Kruzifix des Ulmer Bildhauers Michel Erhart


Die Freilichtspiele Schwäbisch Hall sind die zweitältesten Freilichtspiele Deutschlands und finden seit 1925 in Schwäbisch Hall auf den Stufen der Freitreppe der Stadtkirche St. Michael. Die Freilichtspiele auf der Treppe von St. Michael gehören untrennbar zur Identität von Schwäbisch Hall.


Die Tochter des Salzsieders

Gegründet wurden sie als "Jedermann-Festspiele" vom damaligen Direktor des Haller Kurtheaters Robert Braun. Seit dem Jahr 2000 gibt es jährlich auch zwei Insze­nie­run­gen im Haller Globe-Theater, einem einzigartigen Rundbau aus Holz auf der Kocherinsel mitten in der Stadt.


Am Kocher


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Fachwerkhäuser am Kocher


Der Sulferturm wurde um 1250 im Rahmen des Stadtmauerbaus errichtet. Neben dem Turm stand damals das Fachwerkhaus, welches das Haalgericht beherbergte. Dieses Gericht war eine unabhängige Organisation der Salzsieder, die für die Produktion und den Vertrieb des Salzes eigenständig zuständig war. Hier wurden alle relevanten Unterlagen bezüglich der Vererbung der Siederechte aufbewahrt.


Der Sulferturm


Südlich von Schwäbisch Hall erstrecken sich die Schwäbisch-Fränkischen Waldberge (auch Schwäbisch-Fränkischer Wald genannt). Es handelt sich um ein 1187 km² großes, über­wie­gend bewaldetes, stark gegliedertes und bis 586,4 m hohes Bergland. Der Schwäbisch Frän­ki­sche Wald bietet eine Fülle an Möglichkeiten, die Landschaft wandernd zu erschließen. Wandern kann man auf breiten Forststraßen, einsamen, geteerten Verbindungswegen von Wei­ler zu Wei­ler oder auch auf schmalen, abenteuerlichen Pfaden durch Schluchten und entlang von Bächen.


Schwäbisch-Fränkischer Wald


BUCHTIPP
101 DEUTSCHE ORTE, DIE MAN GE­SE­HEN HABEN MUSS.
Die großen Sehenswürdigkeiten wie Neuschwanstein oder das Brandenburger Tor, die jeder kennt, die weniger schönen, wie das ehemalige Stasi-Gefängnis Bautzen II, und die weniger bekannten, wie das Deutsche Museum für Karikatur und Zeichenkunst sie alle machen Deutschland aus. Ob beeindruckende Architektur oder Landschaft, geschichtliche Ereignisse oder typisch deutsche Populärkultur diese Orte sind einzigartig.