LANDSCHAFTEN/ ORTE

STAND: APRIL 2024


NATURPARK OBERE DONAU


Ist die Donau 2857 Kilometer lang, oder vielleicht doch 43 (bzw. 48) Kilometer länger? Und ist die „Do­nau­quelle“ im schwäbischen Städtchen Donaueschingen tatsächlich die Quelle dieses (nach der Wolga) zweit­läng­sten Flusses Europas? Nach Ansicht der Do­nau­esch­inger be­fin­det sich diese Quelle in einem Brun­nen­ron­dell beim Donau­eschin­ger Schloss. Quasi als Be­weis steht vor dem Brun­nen eine alle­go­ri­sche Marmorgruppe, bei der Mutter Baar ihrer jungen Tochter Do­nau den Weg in den Osten zeigt. Mit „Baar“ wird die Hoch­ebene zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb bezeichnet.


Die „Donauquelle“ in Donaueschingen


Wider­sprüch­lich ist, dass einerseits dieser Brunnen in Donaueschingen als „Donauquelle“ an­ge­geben wird, andrerseits die Donau aber erst ab der Vereinigung zweier Quellflüsse (etwa 1,7 Kilometer von der „Quelle“ in Donaueschingen ent­fernt) ihren Na­men trägt, nämlich die Vereinigung der Brigach, die Mitten durch Do­nau­eschin­gen fließt, und der Breg.


Die Marmorgruppe „Mutter Baar“ und die Pfarrkirche spiegeln sich in der Quelle


Weil die Breg der größere Fluss ist, gilt sie – nach jahrhundertelangem Streit der Gelehrten – heute als Hauptstrang, und somit ist ihre Quelle an der Martinskapelle bei Furtwangen hydrologisch die tatsächliche Donauquelle!. Symbolisch bleibt der Brunnen in Donaueschingen die „Donauquelle“.

Heute betrachtet man als Beginn der namentlichen Donau den Zusammenfluss von Breg und Brigach.


Flussgott-Danuvius-Statue (Wolfgang-Eckert) an der Breg-Quelle


Eine Skulptur des römischen Flussgottes Danuvius wacht seit 2017 über die Furtwanger Donauquelle. Beim Höhengasthof Kolmenhof  nahe der Martinskapelle ist ihre Quelle, die von Wasser einer ausladenden Feucht­wiese gespeist wird, gefasst. 130 000 Euro hat die Stadt Furtwangen ausgegeben, um den touristischen An­zieh­ungspunkt noch attraktiver zu machen. Dazu gehört eine Skulptur, die der Neukircher Künstler Wolfgang Eckert erschaffen hat.


Zusammenfluss von Breg und Brigach. Erst ab hier heißt der Fluss „Donau“


Fährt man weiter nach Osten in Richtung Fridingen, begegnet man ein Interessante Phänomen. Die Do­nau­versinkung (auch Do­nau­versickerung) ist eine unterirdische unvollständige Flussanzapfung der Obet­ren Donau. Auf den Ver­si­cke­rungs­strecken zwischen Immendingen und Möhringen sowie bei Frit­dint­gen verschwindet das Was­ser der Donau an verschiedenen Stellen im Flussbett.


Donauversickerung bei Immendingen


Die Dauer der Ver­si­cke­rung hat in den letz­ten Jahr­zehn­ten stän­dig zu­ge­nom­men. Das Wasser der Do­nau fließt aller­dings unterirdisch weiter, bis es einige Kilometer weiter schließlich wieder an die Oberfläche kommt.


Ab Immerdingen fließt die Donau durch den 1.350 Quadratkilometer großen Naturpark Obere Donau, der große Teile der Landkreise Tuttlingen, Sigmaringen, Zollernalb und Biberach um­fasst. Er wurde 1980 ge­grün­det und ist einer von insgesamt sieben Naturparks Baden-Würt­tem­bergs. In manchen Orten in­ner­halb des Naturparks gibt es noch recht malerische Winkel zu se­hen (auf dem folgenden Foto bei­spiels­wei­se ein Fachwerkhaus in Mühlheim an der Donau.


Rathaus von Mühlheim an der Donau


Mitten im Naturpark Obere Donau liegt die schmucke Kleinstadt Fridingen, die wegen ihres historischen Orts­kerns und der Nähe zum Durchbruch der Donau durch die Schwäbische Alb ein lohnenswerter Ausgangspunkt für Spaziergänge und Wanderungen ist.


In Fridingen


Unweit von Fridingen bietet beispielsweise der Gansnest-Aussichtsturm ein sehr schönes Ziel für eine Wan­derung. Der 18 Meter hohe Turm wurde nicht als Aussichtsturm errichtet. Er war Teil des Oberbeckens ei­nes Pumpspeicherwerks, das in den 1920er-Jahre auf der Hochfläche in der Nähe der Mündung der Bära in die Donau erbaut wurde. Wegen mangelnder Rentabilität wurde der Betrieb des Pumpspeicherwerks dann in den 1960ern eingestellt. 1967 erhielt der Schwäbische Albverein den Gansnestturm geschenkt.


Gansnestturm-bei-Fridingen


Der Turm befindet sich auf 795 m ü NN und ist immer geöffnet. Die Aussicht vom Turm scheint mit den Jahren wegen dem hohen Baumbewuchs immer eingeschränkter zu werden. Dennoch lohnt sich der Spa­ziergang dorthin, denn der Turm und sein Umfeld strahlen eine düstere Lost-Places-Atmosphäre aus.


Einige Kilometer flussabwärts von Fridingen kommt man zum Donaudurchbruch bei Beuron, wo das etwa 20 Kilometer lan­ge Durchbruchstal den beeindruckendsten Anblick bietet. Im per Luftlinie in West-Ost-Richtung 14 km langen Gebiet miiten im Naturpark Obere Donau durchbricht die Donau die südwestliche Schwäbische Alb.


Blick vom Berghaus Knopmacher


Fährt man mit dem Auto, so erreicht man in knappen fünf Minuten die erste beeindruckende Aussicht auf das Durchbruchstal beim Berghaus Knopfmacher, einem Hotel/ Speiselokal, von dessen Terrasse man sich nur mit großer Wil­len­an­stren­gung wieder losreißen möchte, so beeindruckend ist die Aussicht, die man dort genießen kann. Das Berghaus liegt direkt an der Abbruchkante zum Donautal.

Im Café vom Berghaus Knopmacher


Booking.com


Etwa 5 Kilometer vom Knopfmacherfelsen entfernt liegt die um ca. 1080/90 als Augustiner Chorherrenstift gegründete, seit 1863 als Benediktinerkloster wiederbesiedelte Erzabtei St. Martin - das Stammkloster der Beuroner Kongregation.


Kloster Beuron


Im Konvent der Klostergemeinschaft von Beuron, leben heute rund 30 Mönche - jeweils zur Hälfte „Brüder“ (Mönche ohne Priesterweihe) und „Patres“ (den Mönchen mit Priesterweihe). Die heutige Abteikirche St. Martin, Patrozinium am 11. November, ist ein Bau aus dem 18. Jahrhundert, der die alte, baufällig ge­wor­dene romanische Basilika ersetzte, von der lediglich der Sockel des Kirchturmes erhalten geblieben ist.


Die Abteikirche


Die Abtei hat auch einen Gästehaus. Das ganze Jahr über besteht für Einzelgäste und Gruppen die Mög­lichkeit zu einem mehrtägigen Aufenthalt. Die Gäste können Ihren Aufenthalt frei gestalten und an der Liturgie der Mönchsgemeinschaft teilnehmen oder auch nicht. Auf Wunsch steht ihnen auch ein Mönch zum seel­sorg­li­chen Gespräch zur Verfügung.


Im Umkreis des Benediktinerstiftes Beuron ist das Durchbruchstal am bekanntesten und landschaftlich am schönsten, weil hier die durch Erosion freigelegten Felswände aus fossilreichen Kalksteinen des Weißjura beiderseits des Flusses teilweise senkrecht und über 200 Meter hoch sind. Beliebte Wanderwege mit mar­kan­ten Aussichtspunkten in die Tiefe begleiten den Steilabbruch auf seiner Nordseite.


Stadtfelsen bei Beuron


Brücke über die Donau bei Kloster Beuron


Unweit vom Kloster Beuron (an der Stelle an der Donau, die „Schöner Donau-Blick“ genannt wird) führt ein Weg über einen fast ebenen Kreuzweg ins Liebfrauental. Am Ende des Kreuzweges befindet sich eine Fels­grotte mit einer Marienfigur: Ziel der Prozession an Mariä Himmelfahrt.

Die Beuroner Mönche mussten wegen des preußischen Kulturkampfes 1875 für 12 Jahre das Kloster ver­lassen. Vor dem Abschied malte Bruder Markus Hummel ein Abbild der schmerzhaften Muttergottes in der Gnadenkapelle und brachte diese Tafel an einer Felswand am Weg zum Schloß Bronnen an. 1887 kehrten die Mönche zurück ins Kloster. Einer von ihnen, Frater Cornelius Kniel war schwer erkrankt. Seine Eltern machten deshalb ein Gelübde, dass sie bei einer Heilung ihres Sohnes an irgendeiner Stelle im Donautal eine Ge­bets­stät­te zu Ehren der Muttergottes errichten würden. Frater Cornelius wurde gesund und seine Eltern erfüllten das Gelübde.


Lourdes Grotte


Die Felswand im Liebfrauental wurde zu einer Grotte umgestaltet und es wurde dort eine Lourdes-Madonna aufgestellt. Bereits 1892 kam der Wunsch nach einer Kapelle auf, woraufhin eine provisorische Holzhütte errichtet wurde. 1956 ließ Bruder Xaver Huber eine neue Holzkapelle errichten, deren Decke von Pater Tutilo Gröner mit bekannten Marienverehrern bemalt wurde. Bereits 1892 kam ein kleiner Garten vor der Lourdes-Madonna dazu. Im Jahr 1950 wurden der Garten, der Zaun und der Brunnen von Bruder Xaver neu angelegt. Die heilige Bernadette im Garten wurde 1952 von der Familie Böhler aus Baiernfurt gestiftet.


Hoch und stolz erheben sich über dem Tal der jungen Donau, die Schloss Werenwag und die Burg Wil­denstein. Auch Ruinen wie Falkenstein und Schloss Hausen grüßen Sie von den Felsköpfen ins Tal hinein.

Schloss Werenwag befindet sich auf einem Felsspornl in Langenbrunn, einem Ortsteil von Beuron. Das Schloss dient heute einem Familienzweig des Schwäbischen Adelgeschlechts Fürstenberg als Wohnsitz und ist deshalb leider für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Werenwag geht auf eine Burg aus dem Hoch­mit­telalter zurück, die 1100 entstand und den Edelfreien von First gehörte. Der Bergfried stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die Herren von Werenwag waren im Spätmittelalter Dienstmannen der Hohen­berger und der Habsburger.


Schloss Werenwag


1629 erhielten die Grafen von Fürstenberg das Schloss, das sie 1721 an die Freiherren von Ulm zu Er­bach verkauften. Erst im Jahr 1830 kam Werenwag wieder in den Besitz der Fürsten von Fürstenberg. 1891 brannte das Schloss, am 16. November 1911 wurde die Burg bei einem Erdbeben in der Albstadt-Scherzone be­schä­digt: Der Turm und das angebaute Treppenhaus zeigten große Risse, herunterfallende Steinplatten der Turmzinnen beschädigten das Dach.


In jeder Jahreszeit schön: Landschaft bei Indorf


Beuron erstreckt sich 25 km entlang der jungen Donau und bildet das Herzstück des Naturparks Obere Donau. Fernab von Industrie und großen Durchgangsstraßen erwartet den Besucher eine beeindruckende Landschaft mit einem Netz von gut ausgebauten und beschilderten Wanderwegen. Vom Kletterer bis zu Familien mit Kindern kommt jeder auf seine Kosten.


Landschaft bei Neumühle


Die beeindruckende Felswände, wie z. B. der hier abgebildete Rabenfelsen bei Thiergarten (Beuron) be­stehen aus Mas­sen­kalk des Weißjura Delta. Vor 140 Millionen Jahren wuchsen Kalk- und Kie­sel­schwämme im fla­chen warmen Ju­ra­meer zu Schwammriffen auf, ähnlich den Korallenriffen in der Südsee. In die Hohlräume der abgestorbenen Schwämme lagerte sich Kalk ein und verfestigte sich zu har­tem Massenkalk. Die Riffe waren ursprünglich von anderen Schichten überdeckt. Die Ur-Donau schwemm­te sie vor 2-10 Millionen Jahren aus und legte sie frei. So entstanden die vielfältigen Fels­for­ma­tio­nen des Donautals.

Der Rabenfelsen


Kapelle St. Georg, Käppeler Hof (Thiergarten)


Jahrhunderte lang war Sigmaringen Residenzstadt eines souveränen Fürstentums. Das Hohen­zol­lern­schloss Sigmaringen, ein prächtiges Schloss im Barockstil, erhebt sich majestätisch auf einem Fels­vorsprung über der malerischen Stadt Sigmaringen. Dieses beeindruckende Schloss hat eine rei­che Ge­schichte, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht, als es als eine einfache Festung begann. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es zu einem symbolträchtigen Sitz des Fürstenhauses Hohenzollern-Sigmaringen und erfuhr zahlreiche Erweiterungen und Umgestaltungen.

Unübersehbar thront das Hohenzollernschloss über den Dächern der Stadt und verleiht der Kreisstadt bis heute ein unvergleichliches historisches Ambiente.


Schloss Sigmaringen


Hohenzollern-Sigmaringen ist die schwäbische, katholisch gebliebene Linie der Hohenzollern, eines alten deutschen Hochadelsgeschlechts, und gleichzeitig der Name der von ihr beherrschten Ländereien, der Grafschaft Hohenzollern-Sigmaringen, die 1623 zum Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen erhoben wurde und bis 1849 bestand. Heute führen die Familienmitglieder den Namen ohne den Zusatz „Sigma­ringen“.


DIe Sigmaringer Altstadt in der Fastnacht-Zeit


Viel ist von der Sigmaringer Altstadt (heute Fußgängerzone) nich übrig geblieben. Sie ist – wie sagt man? – überschaubar. Wenn man von den Sommerwochenenden absieht, in denen sich Touristen und Ein­hei­mi­sche gegenseitig auf die Füße treten, hat die Stadt ihren intimen Charakter bewahrt. Sie bietet viel Raum und Platz zum Bummeln und Verweilen, aber auch für Märkte wie z.B. den Wochenmarkt, ver­schie­de­ne Krämermärkte sowie andere Veranstaltungen. Mit dem historischen Stadtrundgang oder der App „Stadtfüh­rung Sig­ma­rin­gen“ kann man die Hohenzollernstadt Sigmaringen auf eigene Faust entdecken, span­nen­de Geschichten hören und historische Gebäude bestaunen.


Was wäre der Südwesten, gäbe es nicht die Schwäbisch-alemannische Fastnacht? Cha­rak­te­ristisch ist die Vermummung der Teilnehmer mit „Larven“ oder auch „Schemen“ (Masken), die meist aus Holz bestehen und von Ort zu Ort variieren.


Fastnacht in Stetten am kalten Markt: Bockzunft


In einer schönen Landschaft im Herzen des Naturparks  Obere Donau gelegen ist die Gemeinde Stetten am kalten Markt. Die typische Figur der Stettener Fasnet ist der Bock. Seit Men­schen­gedenken wird die Fasnet in Stetten, das über die närrischen Tage „ockstadt“ heißt, urwüchsig und landschaftsverbunden gefeiert.