FASNET IN MESSKIRCH
11. FEBRUAR 2013
Beim Bummel durch die spätmittelalterliche Altstadt von Meßkirch spürt man auf Schritt und Tritt die reiche Geschichte des badischen Städtchens. Besonders die Barockkirche St. Martin und das Schloss Meßkirch mit seinen drei Museen (Martin-Heidegger-Museum, Kreisgalerie, Oldtimermuseum), sowie das historische Rathaus und zahlreiche Fachwerkhäuser prägen das Stadtbild.
Schloss Meßkirch
Die schwäbisch-alemannische Fastnacht ist eine traditionelle Fastnachtskultur, die hauptsächlich in Südwestdeutschland und der Schweiz gefeiert wird. Sie hat ihre Wurzeln im Mittelalter und geht auf vorchristliche Bräuche zurück. Charakteristisch für die schwäbisch-alemannische Fastnacht sind die Narrenfiguren. Jede Figur hat ihre eigenen Kostüme, Masken und Rituale. Während der Fastnacht finden zahlreiche Umzüge und Narrensprünge statt, bei denen die Narren durch die Straßen ziehen und traditionelle Tänze aufführen
Der berühmteste Fastnachtumzug, der „Rottacher Narrensprung“ (**)
Kaum hat das neue Jahr begonnen, übernehmen vielerorts Narren das Regiment auf den Straßen. Narros und Spättli, Bobbele und Teufel, Jokili und Hexen gehören zur schwäbisch-alemannischen Fasnet. Je nach Ort heißt die Fünfte Jahreszeit Fasnacht, Fasnet oder Faschenacht. Wie keine andere Tradition verkörpert sie gelebtes Brauchtum in den katholischen Teilen Baden-Württembergs. Sie gehört inzwischen zum immateriellen Kulturerbe Baden-Württembergs.
Die Fastnacht wird von verschiedenen Narrenzünften organisiert und durchgeführt. Diese Zünfte haben oft eine lange Geschichte und spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Traditionen. In einigen Regionen gehört die symbolische Verbrennung einer Hexenfigur zum Abschluss der Fastnachtstradition. Dies soll den Winter vertreiben und den Frühling begrüßen.
Zur sogenannten fünften Jahreszeit verwandelt sich auch das Städtchen Meßkirch in eine Narrenhochburg der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Katzen, Hänsele, Fledermäuse und sonstige Narren ziehen dann ausgelassen durch Meßkirchs Straßen.
Das Zunfthaus am Kirchberg, im Zentrum von Meßkirch, ist der Stolz der Meßkirchner Katzenzunft. Nach einer kompletten Sanierung, bei der das ehemalige Bäcker-Haus vollständig entkernt werden musste, steht das Haus heute für Veranstaltungen und andere Aktivitäten rund um die Fasnet zur Verfügung. Das Haus beherbergt auch das Büro und Archiv der Katzenzunft.
Im Zunfthaus
Wie alt die Fasnet in Meßkirch ist kann keiner genau sagen. In der Chronik der Grafen von Zimmern, die am Meßkircher Schloss verfasst wurde und die heute als kostbares Kulturgut im Staatsarchiv Baden-Württemberg lagert, finden sich Berichte, die vermuten lassen, dass damals - also im 15. Jahrhundert - in Meßkirch schon so etwas wie Fasnet gefeiert wurde.
Auf diese Chronik geht auch die Hauptfigur der Meßkircher Fasnet zurück - die Meßkircher Katze. In der heutigen Form entstand sie 1938 und zählt zu den schönsten Figuren der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Daneben gibt es in der Katzenzunft aber auch noch die Gruppen der Fledermäuse und der Hirling-Hansele, sowie einige Einzelfiguren wie den Hofnarren Petter Letzkopf oder die Nasenschleifer.
Die Fasnet beginnt in Meßkirch traditionell mit dem Dreikönigstag. Am darauf folgenden Samstag wird dann der Hofnarr Petter Letzkopf aus dem Schloss befreit, bevor er anschließend - begleitet von den Fledermäusen und den Hansele - symbolisch die „Katze aus dem Sack“ lässt.
Die Befreiung von Petter Letzkopf
Ihren Höhepunkt erlebt die Meßkircher Fasnet dann ab dem Schmotzigen Dunnstig (dem Donnerstag vor Aschermittwoch), denn dann herrscht im Städtle Ausnahmezustand und ein närrischer Programmpunkt jagt den nächsten. Mit dem Narrenfrühschoppen, dem Wurstschnappen, dem Zunftball, dem Schnurren in den Lokalen, dem großen Fasnetsumzug am Rosenmontag und vielem mehr wird das Brauchtum in Meßkirch gelebt.
Die Katze trägt weite Pluderhosen, das rechte Bein weiß, das linke Bein schwarz. Darauf sind Katzen aufgemalt. Über dem Kittel trägt die Katze einen schwarz-weißen Umhang. Die Spitzen sind mit Schellen besetzt. Die Scheme ist ein aus Lindenholz geschnitzter Katzenkopf.
Die Meßkirchner Katze
Laut der Chronik trieben „Spaikatzen“ schon im 16. Jahrhundert in Meßkirch ihr Unwesen zur Fasnetszeit, welche die Menschen geneckt haben. „Spaien“ lässt sich heute wohl am treffendsten als „Spotten“ oder „Hänseln“ übersetzten. Im Lauf der Jahrhunderte ist diese Figur wieder in Vergessenheit geraten, bis im Jahr 1938 die Katzenzunft die Figur zu neuem Leben erweckte. Heute ist die Meßkircher Katze mit rund 150 Maskenträgern die größte Figurengruppe, Namensgeber und Identifikationsfigur der Meßkircher Fasnet. Angeführt wird die Gruppe von einem „Rälle“, der sich von den anderen Katzen dadurch unterscheidet, dass seine handgeschnitzte Holzmaske deutliche Züge eines „Rälle“, also einer männlichen Katze zeigt.
Ihren Höhepunkt erlebt die Meßkircher Fasnet dann ab dem Schmotzigen Dunnstig (dem Donnerstag vor Aschermittwoch), denn dann herrscht im Städtle Ausnahmezustand und ein närrischer Programmpunkt jagt den nächsten. Mit dem Narrenfrühschoppen, dem Wurstschnappen, dem Zunftball, dem Schnurren in den Lokalen, dem großen Fasnetsumzug am Rosenmontag und vielem mehr wird das Brauchtum in Meßkirch gelebt.
Ab dem Aschermittwoch, mit dem die Fastenzeit beginnt durfte kein Fleisch mehr gegessen werden. Daher war es naheliegend, den Donnerstag als Schlacht- und Backtag zu nehmen. Dieser Tag war damit der letzte Schlacht- und Backtag vor der Fastenzeit. Dies wurde entsprechend gefeiert, weil es ja wenig Sinn hatte, Fleisch aufzubewahren, wenn nachher bis Ostern die 40 fleischlosen Tage der Fastenzeit auf dem Kalender standen. Das überschüssige Fleisch und Würste wurden geräuchert, um sie haltbar zu machen. Die Menschen nannten daher diesen Tag, an dem nochmals alles mögliche Vieh zu Essbarem verarbeitet wurde, den fetten („schmotzigen“) Donnerstag.
BUCHTIPP | |
DAS GROSSE BUCH DER SCHWÄBISCH-ALEMANNISCHEN FASTNACHT | |
Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet: Ursprünge, Entwicklungen und Erscheinungsformen organisierter Narretei in Südwestdeutschland |
Der Katzenrat beendet seine Einschwörung mit dem Glockengeläut der Stadtkirche St. Martin. Nach dem Angelusläuten am Hochfest ist Weihnachten beendet und die Fasnet wird mit der großen Glocke des Zunftmeisters und den Schellen seiner Räte eingeläutet. Der Katzenrat intoniert erstmals im Jahr den Meßkircher Katzenmarsch.
Katzenmarch (Otto Jung, 1956)
Es jaulte da um Mitternacht
ein Kater lang und laut
vergehet fast in seiner Schmacht
nach seiner lieben Braut:
Refrain:
Oh butziges Kätzle,
du mein Augenstern
gib mir mol a Schmätzle
i hon die jo so gern.
Sei für heut mei Liabschte
bis zum Morgengraun
schüchtern sei ist's triabschte
do kannscht die druf verlau!
Der Nachbar haut den Laden rein
der Vollmond gütig schaut
der Kater kennt nur seine Pein
und miaut kläglich laut.
Refrain
Vom nahen Turm da schlägt's jetzt
der Geisterstunde End.
Ein Pärchen durch die Strassen hetzt
vom Dachfirst aber tönt:
Refrain
Jedoch sein Klagen wird erhört
vom Laubenfenster schaut
von Lieb und Werben ganz betört
die liebe Katzenbraut:
Refrain
In Seligkeit vom Dachfirst springt
schon ganz erwartungsvoll
der Katzenrelle jetzt und singt
durchwühlt und liebestoll.
Refrain
Gemeinsam schleichen sie dann fort
zum nächsten Scheunentor
verschwinden in dem Heustock dort
nochmals erklingt's im Chor:
Refrain
Die erste größere Straßenfasnet findet immer am Samstag nach dem Dreikönigstag statt. Dann wird eine der Meßkircher Figuren – Petter Letzkopf – aus dem Schloss befreit, wo er der Sage nach eingesperrt ist.
Schon am Sonntagabend, aber besonders am Montagabend treffen sich die Meßkircher in den Gaststätten. Kleine Gruppen oder auch Einzelnarren ziehen von Lokal zu Lokal und „Schnurren“ mit den Gästen. In verschiedenster Verkleidung werden das lokale Geschehen des Jahres, die Geschicke und Missgeschicke der öffentlichen Personen aber auch die Geschehen der großen Politik ins Visier genommen und in Liedern, Parodien, Schauspielen närrisch verfremdet vorgetragen. Eine weitere Form des Schnurrens - das verdeckte Schnurren, bei dem der Schnurrer so verkleidet und verstellt auftritt, dass er nicht erkannt werden kann - kümmert sich um den Einzelnen. Der Schnurrer setzt sich zum Gast und macht sich über seine Eitelkeiten lustig, all dies sehr zum Amüsement der Tischnachbarn.
Ihren Höhepunkt erlebt die Meßkircher Fasnet dann ab dem Schmotzigen Dunnstig (dem Donnerstag vor Aschermittwoch), denn dann herrscht im Städtle Ausnahmezustand und ein närrischer Programmpunkt jagt den nächsten. Mit dem Narrenfrühschoppen, dem Wurstschnappen, dem Zunftball, dem Schnurren in den Lokalen, dem großen Fasnetsumzug am Rosenmontag und vielem mehr wird das Brauchtum in Meßkirch gelebt.
Die erste Straßenfasnet beschränkt sich aber auf das lauthalse, böllernde und läutende Umrunden des Rathauses. Dazu gibt’s lauthals den örtlichen Narreruf: „Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz“
Fasnet Mändig (Fastnacht Montag)
Am besten man beginnt den Tag eines Fasnet-Umzuges in einem gemütlichen Café! Das Haus Brecht wurde 1456 erbaut und besteht aus verziertem fränkischem Fachwerk. Es wird auch in einem führenden Buch über den Fachwerkbau erwähnt: Das Haus, das vier Etagen hoch reicht, ist heute vor allem ein Café, wo es schmackhafte Kuchen und Torten gibt.
Spezialitär „Katzendereck“
Fasnet-Mändig: Wenn der Schmotzige Dunnstig der Höhepunkt für alle Meßkircher Narren ist, dann ist der Mändig in Meßkirch der Höhepunkt für die ganze Region. Der Tag beginnt mit den Klängen des Fanfarenzuges, der durch die Stadt zieht und die Bürger aufweckt. Um 11 Uhr findet ein Zunftmeisterempfang im Rathaus für gelandene Gäste statt.
Die Peitschenknaller
Ab 13.30 Uhr prägen über 60 teilnehmende Zünfte und freie Gruppen, Musikkapellen, Guggenmusiken und Fanfarenzüge aus Nah und Fern das Umzugsgeschehen. Dann beginnt der große Umzug durch Meßkirchs Straßen. Rund 5.000 Narren der näheren und weiteren Umgebung machen Meßkirch zum närrischen Zentrum des Landkreises. Das besondere am Fasnetmändig in Meßkirch ist aber die Stimmung und das närrische Treiben nach dem Umzug in der berstend vollen Stadthalle, wo Guggenmusiken die Halle zum Beben bringen.
Narrenumzug
Über den Adlerplatz, die Hauptstraße, Grabenbachstraße und Conradin-Kreutzer-Straße zieht der närrische Lindwurm zur Stadthalle. Am Adlerplatz, am Markbrückle und in der Conradin-Kreutzer-Straße wird der Umzug kommentiert.
Wasserburger Hexen
An Fasnet Mändig beteiligen sich auch viele Teilorte auch Nachbarn vom Heuberg und die Narrenfreunde der Gemeinde Sauldorf.. „Die Katzenzunft ist die größte Zunft in einer Reihe von ganz wunderbaren Zünften und es ist ein herrliches Aushängeschild unserer Region, wenn wir alle am Montag zusammenkommen und gemeinsam unsere Fasnet feiern und zeigen“, betont der Zunftmeister.
Ein paar Fasnet-Begriffe
Guggenmusik
Darunter versteht man in der schwäbisch-alemannischen Fasnacht eine Blasmusik, die während der fünften Jahreszeit spielt. Die Gruppen treten bei Wettbewerben gegeneinander an oder spielen an speziellen Guggenmusiker-Treffen.Meistens tragen die dazugehörigen Musiker farbenfrohe Kostüme und haben ein auffällig bemaltes Gesicht.
Häs
Ein Heiligtum eines jeden Narren ist seine Kostüm, auch Häs genannt. Was die Mehrzahl des Begriffs angeht, da scheiden sich die Geister: die Häs, die Häse oder die Häser. Einigen wir uns darauf, dass alle Pluralformen irgendwie richtig sind.
Intrigiere (Aufsagen/Strählen/Schnurren):
Dieser Fasnachtsbrauch hat viele Namen. Je nachdem, in welcher Region man sich gerade befindet, wird er anders benannt. Beim Intrgiere/Aufsagen/Strählen oder Schnurren spricht der unkenntlich verkleidete Narr (die Betonung liegt auf unkenntlich!) eine Person auf unangenehme Geschehnisse an, die beispielsweise das Jahr über großes Aufsehen erregt haben.Der aufsagende Narr hat es bei diesem Brauch natürlich umso einfacher, je mehr Personen er im jeweiligen Ort kennt und je mehr er über sie weiß.
Narrenverein e.V.
Larve:
Larve ist ein anderer Begriff für Maske. Die Herkunft des Wortes wird aus dem Lateinischen genommen („larva“: Gespenst) und mit dem schemenhaft Gespenstischen in Verbindung gebracht.
Mäschgerle:
Als Mäschgerle bezeichnet man vielerorts die Masken- und Hästräger. Es ist quasi ein schwäbischer Begriff für den kostümierten Narren.
Die Bären sind los
Oberhexe:
Was wäre die Fasnacht ohne Hexen? Unzählige Hexengruppen gehören zur Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Natürlich benötigen die vielen Hexen auch eine ordentliche Führung. Der Chef der Truppe darf deshalb auch liebevoll als Oberhexe bezeichnet werden.
Schmotziger Dunschtig:
Der "Schmotzige" (schmutziger Donnerstag) ist ein Hochtag der Fasnacht. Er fällt immer auf den Donnerstag in der Woche vor der Aschermittwoch. Das alemannische Wort "Schmutz" bedeutet "Kuss" oder "Fett". An diesem Tag wurde angefangen, die Speisen und Lebensmittel zu verzehren, die während der Fastenzeit verboten waren und noch mal ausschweifend gelebt. Nicht umsonst wir auch heute noch die Zeit ab dem "Schmotzige" bis einschließlich Fasnachtsdienstag als Hauptfasnacht oder Höhepunkt der Fasnacht bezeichnet.
Tiermasken:
Die Tiergestalten in der Fasnacht sollen an die Todsünden erinnern. Beispielsweise symbolisieren Esel die Trägheit oder Schweine die Völlerei.
Wasserburger Hexen
Zunft:
Offiziell handelt es sich bei einer Narrenzunft um einen Verein zur Durchführung, Förderung und Bewahrung örtlicher fastnächtlicher Aktivitäten. Innerhalb der VSAN pflegen die Zünfte neben teilweise eigenen Bräuchen natürlich die Bräuche der schwäbisch-alemannischen Fasnacht.
Umzug:
Narrenumzüge sind wohl die traditionellste Fasnachtsveranstaltung schlecht hin - Keine Fasnet, ohne Umzüge. Verschiedene Narrenzünfte kommen in einem Ort zusammen und ziehen in einer Art Parade durch die Straßen und jubeln den Zuschauern am Straßenrand zu.Manche werfen mit Konfetti, andere mit Bonbons (sehr zu freuden der Kinder) und wiederum andere necken ihren Gegenüber mit Saubloter, Feder oder anderen Utensilien..Bis spät in der Nacht wird in den Gaststätten und Besenwirtschaften der Innenstadt gefeiert.
(*) Foto von Marc Lautenbacher (Lizenz)
(**) Foto von Joergsam (Lizenz)