LANDSCHAFTEN/ ORTE

STAND: APRIL 2024


DAS MÄRCHENSCHLOSS IN LAMBACH


20. OKTOBER 2022

Im Bayerischen Wald, in einem Tal unterm Osser steht ein sehr schönes Schlösschen, die ehemalige Will­mannvilla, eine der letzten Glashütten-Herrenvillen im Landkreis Cham. Das 1905 erbaute im Jugendstil erbau­te Schlösschen wurde restauriert und zu einem Mär­chen­museum umgebaut. In seinen Räumen sind lebens­große Darstellungen von Mär­chen­szenen zu sehen.


Das Märchen- und Gespensterschloss


1964 schenkte das kinderlose Ehepaar Willmann seinen gesamten Besitz mit Gebäuden, Grund und Boden dem bischöflichen Stuhl von Regensburg. Die Villa war ab 1967 nicht mehr bewohnt, und das einstige stolze Herrenhaus verfiel mehr und mehr. 1985 sollte die Villa abgerissen werden, nachdem lange niemand bereit war, die Sanierung zu über­nehmen. Schließlich hieß es: Die Villa soll verpachtet werden.


Landschaft bei Lohberg


Die einzigen, die sich für das Haus interessierten, waren der oberpfälzer Textilunternehmer und Univer­sal­künstler Fritz Schleyerbach (2022 verstorben) und seine Frau. Als die Be­hör­den von Schleyerbachs Idee erfuhren, ein Mär­chen­schloss daraus zu machen, rieten sie ihm ab. „Um Gottes Willen. Das können sie nicht machen!“ Trotz­dem übernahmen die Scheyer­bachs 1987 das Schlösschen in Erbpacht, um es zu erhalten und der Öffent­lich­keit zugänglich zu machen. Mit Zuschüssen von der Kirche, vom Kultusministerium, vom Landesamt für Denkmalpflege und vom Landkreis Cham und mit großem eigenem Kapitaleinsatz wurde das Gebäude schließ­lich saniert.


  Adresse: Lambach 18/ 93462 Lam (großer Wanderparkplatz)
  Öffnungszeiten: Täglich von 10:00 - 18:00
  VOn Oktober - März 10:00 - 17:00
  November -Dezember teilweise geschlossen
  Telefon: 09943-3541


Das Märchenschloss steht mitten auf einer Lichtung, neben einer kleinen Gruppe Häuser, fast verwunschen, in „märchenhafter“ Einsamkeit. Schleyerbach gestaltete die Villa wie auch die Märchen, die er auf äußerst ori­gi­nelle, eigenwillige Weise in die einzelnen Räume einbettete.


Der Froschkönig


... Am andern Tag, als sie sich mit dem König und allen Hofleuten zur Tafel gesetzt hatte und eben von ihrem goldenen Tellerlein aß, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe heraufgekrochen. Als es oben angelangt war, klopfte es an die Tür und rief: »Königstochter, jüngste, mach mir auf«...



Des Kaisers neue Kleider


...Das ganze Gefolge, was er mit sich hatte, sah und sah, aber es bekam nicht mehr heraus als alle die andern, aber sie sagten gleich wie der Kaiser: "Oh, das ist hübsch!' und sie rieten ihm, diese neuen prächtigen Kleider das erste Mal bei dem großen Feste, das bevorstand, zu tragen...


Fritz Schleyerbach stattete das Haus durch eigener Künstlerarbeit aus. Er modellierte aus Ton die Köpfe der lebensgroßen Figuren, schuf aus Draht und Holz die Körper und schnei­derte mit seiner Frau die Kleider. Für die Toiletten bemalte er 5000 Fliesen mit Hexen, Meer­jung­frauen, Einhorn und vielem anderen.


Die chinesische Nachtigall


...Der Kaiser von China liebte den Gesang der Nachtigall. Eines Tages bekam er eine künstliche Nachtigall geschenkt. Sie war reich mit Juwelen verziert und konnte mehrmals hintereinander singen. Doch nach kurzer Zeit ging sie kaputt. Und die echte Nachtigall entfloh der Enge des Palastes. Über den Verlust wurde der Kaiser sterbenskrank. Als die Nachtigall zurückkehrte rettete ihr zauberhafter Gesang dem Kaisers das Leben. Dafür schenkte er ihr die Freiheit...


In jedem der Räume erwartet die Besucher ein anderes Märchen. Die Klassiker der Gebrüder Grimm, Andersen und Hauff sind fast alle vertreten. Und so begegnet man im Mär­chen­schloss Lambach auch Schneewittchen, dem Froschkönig, Zwergnase, Frau Holle und vielen mehr. In einem Raum sind sogar Szenen aus Tausend­un­deiner Nacht nachgestellt.


Aschenputtel


...»Du, Aschenputtel«, sprach sie, »bist voll Staub und Schmutz und willst zur Hochzeit? Du hast keine Kleider und Schuhe und willst tanzen!« Als es aber mit Bitten anhielt, sprach sie endlich: »Da habe ich dir eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet, wenn du die Linsen in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen«...


Die goldene Gans


... als der Dummling einmal hinaus gegangen war, faßte sie die Gans beim Flügel aber Finger und Hand blieben ihr daran fest hängen. Bald hernach kam die zweite und hatte keinen andern Gedanken, als sich eine goldene Feder zu holen, kaum aber hatte sie ihre Schwester angerührt, so blieb sie fest hängen ... Am anderen Morgen nahm der Dummling die Gans in den Arm ging fort und kümmerte sich nicht um die drei Mädchen, die daran hingen. Sie mußten immer hinter im dreinlaufen...


Die Prinzessin auf der Erbse


...Nun sahen sie ein, daß sie eine wirkliche Prinzessin war, weil sie durch die zwanzig Matratzen und die zwanzig Eiderdunenbetten hindurch die Erbse verspürt hatte. So empfindlich konnte niemand sein, als eine wirkliche Prinzessin...


Der Gevatter Tod


...Wenn du zu einem Kranken gerufen wirst, so will ich dir jedesmal erscheinen: Steh ich zu Häupten des Kranken, so kannst du keck sprechen, du wolltest ihn wieder gesund machen, und gibst du ihm dann von jenem Kraut ein, so wird er genesen; steh ich aber zu Füßen des Kranken, so ist er mein, und du mußt sagen, alle Hilfe sei umsonst, und kein Arzt in der Welt könne ihn retten...

BUCHTIPP
WANDERPAPA: FAMILIENGESCHICHTEN VOM WANDERWEG
Wandern mit Kindern kann Eltern vor große Herausforderungen stellen: Der Sohn mag plötzlich nicht mehr weiterwandern, die Tochter hat Brennnesseln angefasst. In mehreren Essays erzählt der »Wanderpapa« Rémy Kappeler, wie er solche Situationen mit seiner Familie gemeistert hat.

Zwerg Nase

...Nichts leichter als dies«, erwiderte zu allgemeinem Erstaunen der Zwerg; denn er hatte diese Speisen als Eichhörnchen oft gemacht; »nichts leichter! Man gebe mir zu der Suppe die und die Kräuter, dies und jenes Gewürz, Fett von einem wilden Schwein, Wurzeln und Eier; zu den Klößchen aber«, sprach er leiser, daß es nur der Küchenmeister und der Frühstücksmacher hören konnten...

Von einem, der auszog, um das Fürchten zu lernen


...Das Kammermädchen sprach: »Ich will Hilfe schaffen, das Gruseln soll er schon lernen.« Sie ging hinaus zum Bach, der durch den Garten floß, und ließ sich einen ganzen Eimer voll Gründlinge holen. Nachts, als der junge König schlief, mußte seine Gemahlin ihm die Decke wegziehen und den Eimer voll kalt Wasser mit den Gründlingen über ihn herschütten, daß die kleinen Fische um ihn he­rum­zap­pelten. Da wachte er auf und rief: »Ach, was gruselt mir, was gruselt mir, liebe Frau! Ja, nun weiß ich, was Gruseln ist«....

Die zertanzten Schuhe


...Als die Stunde gekommen war, wo er antworten sollte, steckte er die drei Zweige und den Becher zu sich und ging vor den König, die zwölfe aber standen hinter der Türe und horchten, was er sagen würde. Als der König die Frage tat »wo haben meine zwölf Töchter ihre Schuhe in der Nacht vertanzt?« So antwortete er »mit zwölf Prinzen in einem unterirdischen Schloß«....

Dornröschen


...In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auf das Bett nieder, das da stand, und lag in einem tiefen Schlaf. Und dieser Schlaf verbreitete sich über das ganze Schloß, der König und die Königin, die eben heimgekommen waren und in den Saal getreten waren, fingen an einzuschlafen und der ganze Hofstaat mit ihnen. Da schliefen auch die Pferde im Stall, die Hunde im Hof, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief ein, und der Braten hörte auf zu brutzeln, und der Koch, der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, an den Haaren ziehen wollte, ließ ihn los und schlief. Und der Wind legte sich, und auf den Bäumen vor dem Schloß regte sich kein Blättchen mehr.....

Frau Holle


...Die Faule war das wohl zufrieden und meinte, nun würde der Goldregen kommen; die Frau Holle führte sie auch zu dem Tor, als sie aber darunterstand, ward statt des Goldes ein großer Kessel voll Pech ausgeschüttet. »Das ist zur Belohnung deiner Dienste«, sagte die Frau Holle und schloß das Tor zu...

Schneewittchen


...Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von dem Häuslein, das waren die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Häuslein ward, sahen sie, daß jemand darin gesessen war, denn es stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten....

Gruselig wird es im Untergeschoß des Märchen- und Gespensterschlosses. Nur die mutigen Kinder besichtigen den Kerker und besuchen Graf Dracula.

Für Wanderfreunde: Der neu gestaltete Naturkundliche Lehr- und Erlebnispfad beim Märchenschloss ist kinderwagengerecht ausgebaut mit interessanten Informationstafeln zum Lebensraum Wald. Spielerisch lernt man einiges über den Lebensraum Wald und seine Bewohner. Manche Stationen laden ein zum selber ausprobieren, spielen oder einfach nur über die Wunder der Natur zu staunen.


BUCHTIPP
DIE 115 SCHÖNSTEN MÄRCHENKLASSIKER
115 der schönsten und spannendsten Märchen der Büder Grimm wurden kindergerecht umgeschrieben Alles was für die Kinder schädlich ist wurde entfernt bzw. umgeändert, der Rest jedoch beibehalten, sodass die Märchen ansonsten den Originalfassungen treu bleiben