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SCHLOSS LICHTENSTEIN


21. JUNI 2018


Schloss Lichtenstein (Baden-Württemberg), auch als „Märchenschloss Württembergs“ bezeichnet, ist ein Schloss oberhalb dem Ort Honau, Gemeinde Lichtenstein, im Landkreis Reutlingen. Nicht zu verwechseln ist das Schloss mit Schloss Lichtenstein (Sachsen), Schloss Liechtenstein (eine klassizistische Schlossanlage in Niederösterreich), Schloss Liechtenstein (ein Schloss bei Judenburg in der Steiermark)), Burg Liech­ten­stein (Niederösterreich) und schon gar nicht mit dem Fürstentum Liechtenstein.


Schloss Lichtenstein auf einer alten Ansichtskarte


Dass das Gebäude mit seinem imposanten Turm so gar nicht nach Ruine aussieht, hat einen einfachen Grund. Das „Märchenschloss Württembergs“ist ein Neubau aus dem 19. Jahrhundert.

Das Schloss liegt am Albtrauf der Schwäbischen Alb auf einer Höhe von 817 m ü. NN über dem Tal der Echaz, die als kleiner Nebenfluss des Neckars etwa 250 Meter tiefer im Tal entspringt. Etwa 500 Meter südöstlich des Schlosses befinden sich Reste der Ruine der mittelalterlichen Burg Alt-Lichtenstein („Alter Lichtenstein“).


Die Ruinen der alten Burg


Im Schwäbischen Städtekrieg eroberten die Reutlinger die Burg und zerstörten sie im Jahr 1377. In der Fol­ge wurde sie nicht wieder aufgebaut, sondern aufgegeben. Stattdessen ließ die Herrschaft Württembergs 1390 eine neue Burg Lichtenstein errichten. Diese befand sich jedoch nicht an der Stelle der alten Burg, son­dern etwa 15 Minuten entfernt auf einem Felskegel entlang derselben Felskante, der von der Albwand abgerissen wurde. Sie galt als eine der wehrhaftesten des Spätmittelalters. Durch die Weiterentwicklung der Artillerie verlor diese in den folgenden Jahrhunderten ihre strategische Bedeutung immer mehr, wurde schließlich nur noch zur Forstwirtschaft genutzt und verfiel.und 1567 verlor die Burg ihren Status als Herzogssitz. Sie wurde nur noch als Forst­haus genutzt. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde das Gebäude von der Tiroler Linie des Hauses Habsburg in Besitz genommen. Danach verfiel die Anlage allmählich. Der letzte Lich­ten­stei­ner fiel 1687 im Kampf gegen die Türken. Seitdem gilt die Linie als ausgestorben.


Schloss Lichtenstein im Frühsommer

1837 erwarb Wilhelm Graf von Württemberg von seinem Vetter, dem König Wilhelm von Württemberg, das Forstschlösschen samt angrenzendem Besitz. Angeregt durch den Roman „Lichtenstein“ von Wilhelm Hauff, ließ sich Graf Wilhelm zwischen 840 und 1842 auf den Grundmauern der zweiten Burg vom auf Denkmäler spezialisierten Architekten Carl-Alexander Heideloff eine Ritterburg nach seinem Geschmack hinsetzen – mitsamt Schlosskapelle, reich ausgemaltem Königszimmer und Wappensaal. Der Neubau bezog die Mauern der alten Burg bis zum zweiten Stockwerk mit ein. Die Nebengebäude, der Burghof und eine Ringmauer mit bas­tionsartigen Türmen vervollständigten die Burganlage. Zur Vervollständigung hatte der Graf auch allerlei mittelalterlichen Schnickschack angesammelt (Waffen, Rüstungen, Gemälde, ...).  Die Ausführungen der dekorativen Verzierungen und Wand­male­reien in den Innenräumen des Schlosses übernahm der Maler Eberlein aus Nürnberg.


Schloss Lichtenstein im Spätherbst


Der 1826 erschienene Roman Lichtenstein wird allgemein der Gattung des historischen Romans zu­ge­ord­net. Ihm ist es zu verdanken, dass der Felsen zum literarisch bedeutsamen Ort wurde.



Schloss Lichtenstein befindet sich heute im Privatbesitz von S. D. Herzog von Urach, Nachfahren von Graf Wilhelm. Es gilt ein Foto­gra­fier- und Film­Verbot in den Innenräumen des Schlosses sowie ein Verbot für den Betrieb von unbemannten Luft­fahrt­sys­temen auf dem gesamten Schloss-Areal. Auf der Webseite des Schlosses kön­nen Sie aber aus­sa­ge­kräftige Innenaufnahmen sehen.


Nebengebäude


Die – absolut zempfehlenswerte – Schlossführung dauert eine halbe Stunde. Zunächst geht es über eine Zugbrücke aus Holz. Im Schloss kommt man dann als erstes in die Waffenhalle, in der zahlreiche Rüstungen und Waffen von den ehemaligen Rittern ausgestellt sind.


Die Rüstkammer auf eiem alten Foto


Die Führung dauert etwa 30 Minuten und führt durch das Erdgeschoss sowie das erste Obergeschoss des Schlosses. Im Erdgeschoss können gibt es die Waffenhalle, die Schlosskapelle mit wertvollen Glasmalereien aus dem 15. und 16. Jahrhundert und spätmittelalterliche Gemälde. Außerdem erwartet dort den Besucher die gemütliche Trinkstube, die mit reichhaltiger Vertäfelung, Wandmalereien von Jagdszenen und Sinn- und Trinksprüchen verziert ist.

Im ersten Obergeschossbefindet sich das prächtig bemalte Königszimmer, das Wappenzimmer und das Erkerzimmer, die mit mittelalterlichen Möbeln ausgestattet sind. Von hier aus gelangt man in den größten und schönsten Raum des Schlosses, den Rittersaal. Die Wände sind mit Holz verkleidet, und die Decke sowie die Fensterleibungen sind aufwendig und eindrucksvoll bemalt.

Zum Abschluss der Führung trifft man im Treppenhaus des Schlosses auf das berühmte Kunstwerk „Schütze von Lichtenstein“.


Malerisch zeigen sich auch die Nebengebäude



Gelegentlich, wenn sämtliche Besucher längst gegangen sind und das Schloss in vollkommener Stille ruht, vernimmt der Schlossverwalter merkwürdige Geräusch in der Waffenhalle. Ist alles in Ordnung?. Bei ge­nau­e­rem Hinsehen ist manchmal eine winzige Veränderung zu sehen. Es könnte das Schloss­gespenst gewesen sein. Jedes Schloss sollte ein eines haben. Und hier wohnt – so erzählt man sich – das Schloss­gespenst Alfons. Wenn Besucher zu einer Schloss­besichtigung kommen,ist er nicht zu sehen. Ist er aber trotzdem anwesend?


In der Nähe von Schloss Lichtenstein in Baden-Württemberg gibt es einige Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch wert sind.

  1. Die Nebelhöhle:: Die derzeit bekannte Gesamtlänge ist 813 Meter, wovon 450 Meter für Besucher er­schlos­sen sind. Die Sohle der Höhle liegt in etwa 780 m ü. NN. Die Nebelhöhle weist beein­dru­ckend große Gangquerschnitte auf. Es handelt sich um eine sehr alte Höhle, was daran ersichtlich ist, dass die Trockentäler der Umgebung tiefer als die Höhle liegen.

In der Nebelhöhle


  1. Die Bärenhöhle Sonnenbühl: wurde im Jahr 1911 bei Sprengarbeiten für einen Steinbruch entdeckt. Die archäologischen Ausgrabungen in der Höhle brachten zahlreiche Knochen von Höhlenbären und an­de­ren prähistorischen Tieren ans Licht. Aufgrund dieser Funde erhielt die Höhle ihren Namen.
  2. Burg Hohenzollern: Etwa 20 Kilometer nordwestlich von Schloss Lichtenstein gelegen, reicht ihre Geschichte bis ins 11. Jahrhundert zurück, obwohl die heutige Burg im 19. Jahrhundert im neu­go­ti­schen Stil wieder aufgebaut wurde.

Burg Hohenzollern


  1. Ruine Hohenrechberg: Die Ruine Hohenrechberg befindet sich ungefähr 15 Kilometer nordwestlich von Schloss Lichtenstein. Diese mittelalterliche Ruine bietet einen Einblick in die Geschichte der Re­gion und eine malerische Kulisse für Spaziergänge.

BUCHTIPP
MYTHISCHE DICHTERORTE
Wanderführer. Literarische Spaziergänge rund um Stuttgart. Mit Burg Lichtenstein, Schillerstadt Marbach, Wurmlinger Kapelle. Mit historischen Bildern und aktuellen Fotografien