ABENSBERG
20. JUNI 2019
Die niederbayerische Stadt Abensberg ist ein kleines Schmuckstück in einer landschaftlich wunderbaren Umgebung. Mit dem Auto ist sie bei entsprechendem Verkehr in einer knappen Stunde erreichbar. Es lohnt sich also auch ein Tagesausflug, wenn auch ein mehrtägiger Besuch der Gegend zu empfehlen ist.
Es ist noch nicht lange her, da diente die Stadt fast ausschließlich als Ausgangspunkt einer Besichtigung von Kloster Weltenburg und einer darauf angeschlossenen Schifffahrt durch die wildromantische Flusslandschaft des Donaudurchbruchs. Seit etwa einem Jahrzehnt hat sich die Lage völlig geändert. Der Abensberg-Tourismus boomt! Die Ursache liegt bei zwei neuen Sehenswürdigkeiten: dem Kuchlbauer-Turm und dem Kunsthaus Abensberg.
Der 34,19 Meter hohe Kuchlbauer-Turm auf dem Gelände der Brauerei Kuchlbauer wurde ursprünglich vom österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser geplant, der im Jahr 2000 noch während der Planungsphase starb. Errichtet (mit vielen Änderungen gegenüber Hundertwassers Entwurf) wurde der Bau vom Wiener Architekten Peter Pelikan, ein langjähriger Freund und Weggefährte Hundertwassers.
Ursprünglich sollte der Turm 70 Meter hoch werden. Nach jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem Denkmalschutz (wegen der vermuteten Beeinträchtigung der Silhouette der Abensberger Altstadt) wurde am 23. April 2007 mit dem Bau begonnen. Am 8. August 2008 wurde die vergoldete Dachkugel auf den Turm gesetzt. Sie hat einen Durchmesser von zehn Metern und ist zwölf Tonnen schwer.
Die Idee, im beschaulichen Abensberg einen so auffälligen Turm zu errichten, stammt von Leonhard Salleck, dem Inhaber der Abensberger Brauerei zum Kuchlbauer, der mit diesem Turm, seinem Erlebniszentrum Kuchlbauer’s Bierwelt ein Wahrzeichen verschaffen wollte. Zu Füßen des Turms befindet sich ein Biergarten. Ohne Zweifel kann man hier ein Bier in einem sehr ausgefallenen, interessanten Ambiente genießen. Eine vorherige Anmeldung ist unbedingt erforderlich, um Wartezeiten zu vermeiden!
Dieses wohl letzte Bauwerk des berühmten Künstlers Friedensreich Hundertwasser kann man in Kombination mit einer 90-minütigen Führung durch die Brauerei besichtigen. Sicherlich kein preiswertes Vergnügen, wenn man eigentlich nur den Turm besteigen und die Aussicht genießen möchte.
BUCHTIPP | |
HUNDERTWASSER-ARCHITEKTUR | |
„Ein Haus muß eine lebendige, organische Einheit sein, die sich fortentwickelt und ständig wandelt“, lautete eines von Friedensreich Hundertwassers Anliegen für eine natur- und menschengerechtere Architektur. |
2014 wurde das Areal an der Brauerei um das KunstHausAbensberg bereichert, das nach Plänen von Peter Pelikan in der Zeit von 2011 bis 2014 erbaut wurde. Das Kunsthaus mit seinem schiefen Turm und seinen weichen und harmonischen Formen ist dem Leben und Werk Friedensreich Hundertwasser gewidmet. Auf 280 Quadratmetern, die sich über 12 Ebenen erstrecken, wird dem Besucher mit zahlreichen Exponaten die Werke des genialen Künstlers näher gebracht.
Peter Pelikan hat auch dieses Projekt im Stile Hundertwassers umgesetzt: Geschwungene Mauern mit Keramikbändern und augenähnlichen Fenstern, bewaldete Balkone oder Erker - alles als „farbenfrohes Zusammenspiel von Natur und Mensch“ gedacht, wie es Pelikan selbst bei der Eröffnung formulierte.
Ein Baum wächst gleich im Eingangsbereich des KunstHauses. Er ist mit Gold überzogen. Die Bäume waren schon eine Herausforderung für Peter Pelikan. Aber in den Projekten des österreichischen Architekten wie in denen des ökologischen Künstler-Aktivisten Friedensreich Hundertwasser geht es eben viel um Natur. Das spiegelt sich nicht nur in den organischen Formen wider, sondern auch in der Vegetation, die in und um das Gebäude gedeiht. Und in den Materialien.
Der gebürtige Abensberger Johannes Turmair (1477-534) war ein gelehrter und einflussreicher Humanist. Er benannte sich mit einer latinisierten Form seines Heimatortes Aventinus („der Abensberger“). Am früheren Paradeplatz, dem Vorplatz im Norden der historischen Burg, steht das Aventinus-Denkmal, der vermutlich bedeutendste Abensberger aller Zeiten.
Johannes Aventinus gilt als Begründer der bayerischen Geschichtsschreibung und als ein Wegbereiter der klassischen Philologie in Deutschland. Nach ihm wurden zahlreiche Straßen, Wege, Plätze und Schulen benannt, nicht nur in Abensberg, sondern auch in Altötting, Lauterhofen, Hettenshausen, München, Neutraubling, Rosenheim, Triftern und Brunnthal.
Abensberg liegt an der Abens, einem rechten Nebenfluss der Donau etwa acht Kilometer vor der Mündung. Das Gebiet um Abensberg wird gekennzeichnet durch das enge Donautal bei Weltenburg, das Altmühltal im Norden und das bekannte Hopfen-Anbaugebiet Hallertau im Süden. Das Städtchen selbst besticht durch einen liebevoll sanierten Altstadtkern.
Das Rathaus
In der Tat: Ich fühle mich wohl, als ich durch die Straßen und Gassen dieser Stadt wandle. Mit ein wenig Fantasie ist es ein Eintauchen in die Vergangenheit, zumindest in die Formen der Vergangenheit. Dank Denkmalschutz sind es Formen aus sieben Jahrhunderten: von den restlichen Teilen der Stadtmauer zu dem Kreuzgang des ehemaligen Karmeliterklosters, zu den Heiligenfiguren am Südportal der Stadtpfarrkirche und den zahlreichen Giebelbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Barbara ist eine spätgotische Hallenkirche (Schiffe von annähernd gleicher Höhe), die im 15. Jahrhundert begonnen und zu Beginn des 16. Jahrhunderts vollendet wurde. Die Kirche gehört zu den geschützten Baudenkmälern in Bayern.
Der Innenraum besteht aus einer dreischiffigen Halle. Ein spitzer Chorbogen führt zum Altarraum, der etwas breiter als das Mittelschiff ist und zwei Joche umfasst. Haupt- und Seitenschiffe werden von Netzgewölben überspannt, deren Rippen aus schlanken Rundpfeilern ohne Kapitelle erwachsen.
Unter der Empore ist nordseitig das Kriegerdenkmal zu sehen, ein frühes Werk Georg Schreiners, der später die Darstellung des Hochaltares schnitzte. Das neobarocke Denkmal wird von einer Halbfigur der heiligen Barbara als Sterbepatronin mit Kelch und Hostie geschmückt.
Die Kirche ist der heiligen Barbara von Nikomedien geweiht, die eine populäre christliche Heilige ist. Der Überlieferung nach war sie eine christliche Jungfrau, Märtyrerin des 3. Jahrhunderts, die von ihrem Vater Dioscuros enthauptet wurde, weil sie sich weigerte, ihren christlichen Glauben und ihre jungfräuliche Hingabe an Gott aufzugeben. Weitere Fotos der Kirche.
Der Maderturm ist der einzige noch existierende Turm der ehemaligen Abensberger Wehranlage, die ursprünglich aus 32 Rund- und 8 Ecktürmen bestand. Der Sage nach ließ der Abensberger Graf Babo eine abtrünnige Tochter im Turm einmauern. Die heutige Bezeichnung geht auf die damalige Bezeichnung „Marterturm“ zurück.
Abensberg ist auch bekannt für den Gillamoos, dem Fest der Hallertau. Es handelt sich um einen der ältesten Jahrmärkte in Bayern. Der Gillamoosmarkt mit der zugehörigen Ägidius-Wallfahrt wurde erstmals im Jahr 1313 urkundlich erwähnt. Das Fest findet jedes Jahr um den ersten Sonntag im September statt.
Ein weiteres Highlight der Stadt ist der Abensberger Weihnachtsmarkt, der jährlich zigtausende Besucher anlockt. Der Weihnachtsmarkt ist auf zwei Plätze verteilt, der eine im Biergarten am Kuchlbauerturm, der zweite vor dem Kunsthaus. Das Besondere an der Kuchlbauers Turmweihnacht ist wohl die Weihnachtsbeleuchtung, bestehend aus 250.000 LEDs.
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ABENSBERG IN DEN 60er- UND 70er-JAHREN | |
Abensberg in den 60er und 70er Jahren nimmt Sie mit auf einen Spaziergang zurück in die Vergangenheit der kleinen, mittelalterlichen Babonenstadt. Entdecken Sie Ansichten und Straßenzüge und wie sich diese im Laufe der Zeit verändert haben oder gar ganz aus dem Stadtbild verschwunden sind. |